Für die einen war er der ungekrönte König des „Easy Listenings“, für die anderen der „Party-Zampano“ aus Bremen und für viele einfach nur der Kumpel von nebenan, der es wie kein Zweiter verstand, durch seine Musik die Alltagssorgen vergessen zu lassen.

Sein Publikum zu beschreiben, das war für mich schon immer ein Ding der Unmöglichkeit. Daran hat sich auch bis heute nichts geändert. Denn James Last spricht mit seiner Musik auch gegenwärtig noch – drei Jahre nach seinem Tod – ausnahmslos alle an. Von Jung bis Alt, vom Klassikliebhaber bis zum „Schwermetaller“ und von modernen Performern über sanfte Hedonisten bis hin zu den Traditionellen. Denn seine musikalische Palette reichte von Bach bis Bacharach und von Abba bis Zappa, will heißen, James Last war in jedem musikalischen Genre zu Hause. Und wie man auf jeder CD hören und auf jeder Tournee sehen konnte – sehr, sehr gerne. Er war ein Kosmopolit der Harmonien, einer, der es wie kein Anderer verstand, sich mit unnachahmlicher Nonchalance und sportlicher Lässigkeit durch die verschiedensten Musikstile zu schlängeln. Hansi benutzte dabei die einzelnen Kompositionen als eine Art „Ideen-Urquell“, um daraus seine ganz eigene musikalische Welt zusammenzubauen.

 
 

Bei ihm standen die Ohrwürmer Schlange. Denn wer kannte und kennt sie nicht, die federnden Walzer eines Johann Strauß oder die Radiohits einer Lady Gaga oder aber auch die Partyklassiker à la „Orange Blossom Special“.

Hansis Spiel hatte Tempo, Dynamik, Drive, aber auch zurücklehnende Entspannung, weitab von funzeligen Geräusch-Bröseln und geloopten Ambient-Minimalismen. Aber egal, wie man Lasts Musik auch nennen mag, ob Entspannungsmusik, Tanzmusik oder einfach Musik zum Zuhören – er wird immer ein Phänomen bleiben – weltweit. Über 80 Millionen verkaufter Tonträger sprechen da eine mehr als deutliche Sprache.

Seine Musik war immer emotional besetzt, denn Emotionalität war der Stoff, aus dem bei James Last die Träume entstanden. Musikalische Sujets in fantastische, unvergleichliche und manchmal auch geheimnisvolle und malerische Klänge einzubetten, mal flächig und getragen, dann wieder rhythmisch betont und intensiv – das war seine Welt, die unvergleichliche Welt des James Last.

Möglich war ihm dies aber auch durch die Einmaligkeit seines Orchesters. Jede Musikerin und jeder Musiker war ein Ausnahmesolist auf seinem Instrument. Und hier verstand es James Last in grandioser Art und Weise, jedem Einzelnen seinen Part auf den Leib zu schneidern und somit aus vielen Individualisten ein homogenes Ganzes entstehen zu lassen. Nur so ist es zu erklären, dass jeder Song von Takt zu Takt und von Phrase zu Phrase mit fließenden Melodien, butterweichen und filigran dargebotenen Bläsersounds, einem variablen, pulsierenden Rhythmus-Fundament und einem ultrakorrekten und harmonischen Zusammenspiel geradezu bestechend daherkam.

Der Herr über 17 Platin-Schallplatten und 208 Goldene wusste eben, worauf es ankam. Und darum wurde und wird auch heute noch sein Happy-Sound überall verstanden. Gerade in krisengeschüttelten Zeiten sehnen sich die Menschen mehr denn je nach Wärme, Zerstreuung und nicht selten auch nach Amüsement. Und James Last machte die Musik dazu. Eine Musik, die zeitlos erscheint, weil sie vielleicht auch gerade in unserer heutigen problemgeladenen Welt des 21. Jahrhunderts immer wieder ein wenig Kurzweil und Ablenkung vom Alltag garantiert. Hypnotische Grooves und swingende Melodien sind eben immer noch ein Garant für gelungenes Entertainment. James Last war der Exportschlager in Sachen perfekte Unterhaltungsmusik. Man hörte ihn in 150 Ländern der Welt und bei seinen unzähligen Live-Konzerten füllte er alleine 91 Mal die altehrwürdige Royal Albert Hall in London. Diese Zahlen sprechen für sich.

 

Dass ihn die Fachwelt schon zu seinen Lebzeiten immer wieder als neuen Trendsetter-Typen feierte und seine treue Fangemeinde ihm bei jedem seiner Auftritte frenetische Ovationen entgegenbrachte, unterstreicht ein ums andere Mal den immer wieder zeitgemäßen Sound des James Last.

 

Denn nur er hatte ein außergewöhnliches Talent einerseits als Komponist und Arrangeur und andererseits als Produzent, Musik unterschiedlichster Stilrichtungen immer etwas Neues einzuhauchen. Seine trefflichen Fähigkeiten brillante Melodien mit luftiger Durchsichtigkeit und innovativen Klangspektren zu versehen, garantierten ihm über seine fünf Jahrzehnte andauernde Karriere eine Fangemeinde, die schier ins Unendliche zu wachsen schien.

Der Bonvivant, der Florida zu seiner Wahlheimat machte, liebte die Freiheit und die Offenheit und sie waren sein unabdingbares kreatives Prinzip. Niemals ließ er sich so einschränken, dass er nicht mehr experimentieren und neue Ausdrucksformen hätte entdecken können. Somit war James Last zweifelsohne einer der größten Bandleader aller Zeiten. Sein markanter Sound war sein Markenzeichen und seine Musik läuft auch heute noch täglich in nahezu jedem Radiosender.

Das Bild mit dem guten Rotwein ist zwar schon arg überstrapaziert worden, doch James Last vermochte mit zunehmenden Alter tatsächlich immer noch eine Schippe draufzulegen und noch einen Tick überraschender zu werden. Und genau aus diesem Grund war und ist seine Musik auch heute noch immer wieder attraktiv, faszinierend und so unwiderstehlich für nachwachsende Musikliebhaber.

2019 hätte James Last seinen 90. Geburtstag gefeiert und da gibt es – dank Semmel Concerts – einen besonderen musikalischen Leckerbissen für uns Last-Fans. Denn es wird eine Konzertreihe mit Original-Mitgliedern seines unvergleichlichen Orchesters geben. James Last wurde schon oft kopiert aber nie erreicht. Das lag natürlich auch an den hervorragenden Musikerinnen und Musikern. Sie inhalierten buchstäblich seine musikalischen Vorstellungen, seinen strahlenden und geschmeidigen Sound, in dem sich dichte, fließende und tanzbare Rhythmen verschiedenster Provenienzen mit tollen Melodien verschmolzen.

Dass seine wunderschönen Melodien nur in den Galaxien der Musikarchive schlummern und der Live-Charakter auf der Strecke bleibt – diese Gefahr ist nun mit dieser Konzertreihe gebannt. Und wer Hansi bisher nur vom Radio oder diversen Tonträgern kannte, der hat spätestens jetzt die Gelegenheit einzigartige Einblicke in sein spannendes Leben und seine unglaubliche Karriere zu bekommen. Ich bin mir sicher, dass es so sein wird wie immer: Massenauflauf auf der Tanzfläche und gespitzte Ohren interessierter Zuhörer.
Ich freue mich sehr darauf!

Dr. Gerhard Schilling, Jahrgang 1961, ist Musikredakteur bei hr1. Die Musik von James Last ist ihm schon als Kind begegnet, im Alter von 10 Jahren. Sein Vater und seine ganze Verwandtschaft hörten James Last oder Bert Kaempfert. James Last gefiel ihm aber durch seinen Sound besonders gut. Seitdem hat er nie aufgehört, Musik von James Last zu hören. Und wenn sich die Möglichkeit ergibt, seine Konzerte zu besuchen.